Seniorennachmittag, Dienstag 9. November 2021

Ein Rückblick von Bea Näf
Petra Forster,
Kirche liess sich nicht unterkriegen

Diakon Richard Böck befasste sich während eines Bildungsurlaubs in Leipzig intensiv mit der Rolle der Kirche in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). In einem interessanten Bildervortrag beleuchtete er die schwierige Situation der Kirchenmitglieder in der DDR.

Interessant zu erfahren war unter anderem, dass nach dem Ende des zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 rund 90 Prozent der ostdeutschen Bevölkerung offiziell Mitglieder einer Kirchgemeinde waren. Beim Mauerfall im Jahre 1989 waren es gerade noch 25 Prozent. Diese Zahlen belegen bereits, wie stark die Repressionen sein mussten, dass sich die Menschen grossmehrheitlich nicht mehr öffentlich der Kirche zugehörig erklären wollten.

Anhand verschiedener Beispiele zeigte der Referent auf, wie der Staat die Ausübung des Glaubens zu verhindern versuchte. Der Erziehung der Kinder und Jugendlichen im atheistischen Staat war einer der Grundpfeiler des Systems. Anstelle der Konfirmation wurden die Jugendlichen mit viel Werbung zur Jugendweihe animiert.

Mit dem Mauerbau im Jahre 1961 begann eine neue Aera für die Bevölkerung. Die Verwandten im Westen konnten nicht mehr besucht werden. Viele dramatische Szenen spielten sich an der Mauer ab. In den 1980-er-Jahren wurde der Druck aus der Bevölkerung immer stärker. Die Menschen liessen sich nicht mehr einsperren. Immer mehr Menschen schlossen sich den Friedensgebeten an, so unter anderem jenen in der Nikolaikirche in Leipzig. Ungefähr 70 000 Menschen zogen im Jahre 1989 mit Kerzen und Gebeten durch Leipzig. Sie liessen sich nicht mehr einschüchtern. Dabei spielten die Pastoren eine wichtige Rolle, riefen sie doch regelmässig zu den Friedensgebeten auf und legten damit einen wichtigen Grundstein für den Niedergang des sozialistischen Systems.

Bea Näf
Bereitgestellt: 10.11.2021